Wie hoch ist das Existenzminimum in Deutschland?

Von Petra Y.

Letzte Aktualisierung am: 18. Dezember 2023

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Existenzminimum – Das Wichtigste in Kürze

Was genau ist das Existenzminimum?

Als Existenzminimum werden jene Mittel beschrieben, die zur Befriedigung der elementarsten Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Wohnung nötig sind. Der Gesetzgeber unterscheidet jedoch verschiedene Arten des Existenzminimums. Hier lesen Sie mehr zur Definition.

Muss ich auf das Existenzminimum Steuern zahlen?

Nein. Das Existenzminimum muss steuerfrei sein – das ist das sogenannte steuerfreie bzw. steuerrechtliche Existenzminimum. Bei der Einkommenssteuer ist dies der Grundfreibetrag, der im Jahr 2024 11.604 Euro beträgt.

Wie hoch ist das Existenzminimum für eine Person bei einer Lohnpfändung?

Bei der Lohnpfändung ist der Pfändungsfreibetrag ausschlaggebend. Dieser Geldbetrag darf nicht gepfändet werden, sondern steht ausschließlich dem Schuldner zur Verfügung. Er beträgt bis Ende Juni 2024 1.409,99 Euro.

Welches Existenzminimum angenommen wird, hängt auch von den Lebensumständen der Person ab.
Welches Existenzminimum angenommen wird, hängt auch von den Lebensumständen der Person ab.

Leben am Existenzminimum: Was heißt das?

Als Existenzminimum werden per Definition die Mittel bezeichnet, die mindestens nötig sind, um die elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen. In der Regel sind unter diesen Bedürfnissen vor allem Nahrung, Kleidung, Wohnung und medizinische Versorgung zu verstehen.

Darüber hinaus erachtet ein soziokulturelles Existenzminimum auch die Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben als ein Grundbedürfnis. Daneben existieren jedoch auch in anderen Bereichen noch Existenzminima, etwa im Steuer-, Schuld- und Sozialrecht.

Zudem ist immer zu beachten, dass das Existenzminimum kultur- und gesellschaftsabhängig ist. Während im globalen Vergleich ein reiches europäisches Land ein entsprechend hohes Existenzminimum annimmt, gehen ärmere Staaten von weniger umfangreichen Minima aus.

Existenzminimum im Sozialrecht: Wie hoch ist das Existenzminimum für eine Person?

Häufig ist das Existenzminimum besonders für Alleinerziehende nicht leicht zu halten.
Häufig ist das Existenzminimum besonders für Alleinerziehende nicht leicht zu halten.

Sozialrechtlich gesehen hat das deutsche Existenzminimum eine Höhe von 502 Euro für eine alleinstehende Person (Stand: 2023). Normalerweise wird in diesem Zusammenhang jedoch vom sogenannten Regelbedarf gesprochen. Das Existenzminimum einer Familie mit 2 Kindern liegt entsprechend höher. Das Existenzminimum für Rentner orientiert sich ebenfalls an den sozialrechtlichen Berechnungen zur Grundsicherung.

In den untenstehenden Beträgen sind Aufwendungen für Miete und Heizung noch nicht inkludiert. Diese werden ggf. gesondert in angemessener Höhe gezahlt. Unter Umständen kann auch ein Bedarf für Bildung und Teilhabe bzw. ein Mehr- oder Sonderbedarf beantragt werden.

Existenzminimum: Tabelle nach dem SGB

Folgende Regelbedarfe gelten seit Januar 2023 nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) für das Bürgergeld (zuvor Arbeitslosengeld II), Grundsicherung und Hilfe zum Lebensunterhalt:

LeistungsberechtigteRegelsatz 2022 in Euro (ALG II)Regelsatz 2023 in Euro (Bürgergeld)
Alleinstehende
449502
Bedarfsgemeinschaft404451
Jugendliche von 14 bis 17 Jahren376420
Kinder von 6 bis 13 Jahren311348
Kinder von 0 bis 5 Jahren285318
Regelmäßig wird ein Bevölkerungsteil befragt, um das Existenzminimum zu berechnen.
Regelmäßig wird ein Bevölkerungsteil befragt, um das Existenzminimum zu berechnen.

Berechnung beim Existenzminimum

Um das Existenzminimum zu berechnen, ermittelt der Staat regelmäßig die Ausgaben des nach ihrem Nettoeinkommen ärmsten Fünftels der Bevölkerung. Die Sozialhilfeempfänger bleiben dabei unberücksichtigt und es wird ein gewisser Abschlag vorgenommen.

Immer wieder werden jedoch auch Stimmen laut, die die Existenzminimumberechnung heftig kritisieren, denn wenn von den Aufwendungen für Lebensbedarf, die das ärmste Bevölkerungsfünftel aufbringen muss, Abschläge vorgenommen würden, werde damit das eigentliche Existenzminimum in Deutschland pro Monat eigentlich unterschritten.

Existenzminimum im Schuldrecht: Was bleibt dem Schuldner?

Ein schuldrechtliches Existenzminimum ergibt sich aus § 850c der Zivilprozessordnung (ZPO). Darin sind die Beträge festgelegt, die dem Schuldner nach einer Zwangsvollstreckung wie einer Lohnpfändung noch verbleiben müssen. Seit Juli 2023 liegt dieser Betrag bei 1.409,99 Euro. In anderen Ländern wie der Schweiz kann auch ein individuelles (betreibungsrechtliches) Existenzminimum durch den Betreibungsbeamten festgelegt werden.

Allerdings kann das Existenzminimum erhöht werden. Unterhalt, der zu zahlen ist, spielt dabei die wichtigste Rolle. Das können beispielsweise Leistungen sein, die einem minderjährigen Kind oder einem Ehepartner zustehen. Welche Beträge bei welchem Einkommen noch gepfändet werden können, kann in der Pfändungstabelle nachgeschlagen werden.

Existenzminimum im Steuerrecht: Wie hoch ist der Grundfreibetrag?

Auch bei der Steuer spielt ein Unterhaltsexistenzminimum in Form des Kinderfreibetrags eine Rolle.
Auch bei der Steuer spielt ein Unterhaltsexistenzminimum in Form des Kinderfreibetrags eine Rolle.

Ein steuerfreies Existenzminimum existiert auch im Steuerrecht. Im Folgenden finden Sie einer Übersicht zur Höhe des sogenannten Grundfreibetrag entsprechend der Jahre:

  • 2018: 9.000 Euro
  • 2019: 9.168 Euro
  • 2020: 9.408 Euro
  • 2021: 9.744 Euro
  • 2022: 9.984 Euro
  • 2023: 10.908 Euro
  • 2024: 11.604 Euro

Für Ehepaare und Kinder gelten gesonderte Grundfreibeträge. Dieser Betrag stellt sicher, dass das Einkommen, das zur Bestreitung des Existenzminimums monatlich bzw. jährlich notwendig ist, nicht durch steuerliche Abzüge verringert wird. Die Anrechnung erfolgt automatisch bei zu versteuerndem Einkommen.

Wie hoch ein steuerliches Existenzminimum im betreffenden Jahr ausfällt, orientiert sich maßgeblich an den sozialrechtlichen Bedarfen. Somit geht die Berechnung des steuerlichen Existenzminimums wiederum auf die Ausgaben des ärmsten Fünftels der Bevölkerung für ihren Lebensunterhalt zurück.

Was ist der Existenzminimumbericht?

Regelmäßig evaluiert die Bundesregierung im Existenzminimumbericht die momentane und prognostizierte Situation.
Regelmäßig evaluiert die Bundesregierung im Existenzminimumbericht die momentane und prognostizierte Situation.

Der Existenzminimumbericht wird alle zwei Jahre durch die Bundesregierung vorgelegt. Darin werden Aussagen über die momentanen und zu erwartenden Lebenshaltungskosten getroffen. In ihm wird außerdem festgelegt, wie hoch der Grundfreibetrag der nächsten Jahre ausfallen wird.

Durch die konstante Evaluation der Aufwendungen, die nötig sind, um das Existenzminimum zu sichern, versucht die Bundesregierung, dass der Grundfreibetrag der kommenden Jahre diesem Zweck auch gerecht wird.

Nicht zuletzt wird die Besteuerung der für die Existenz im Minimum notwenigen Mittel als unethisch und nicht mit dem Grundgesetz vereinbar angesehen. Außerdem würde eine Besteuerung nur erreichen, dass Geringverdiener häufiger ihr Einkommen mit staatlichen Leistungen aufstocken müssten – und solche Maßnahmen ad absurdum führen.

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Über den Autor

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Petra Y.

Petra gehört seit 2018 zum Team von schuldnerberatungen.org. Als Redakteurin schreibt sie Ratgeber zu Themen wie Privatinsolvenz, Schuldenbereinigung und Finanzhilfe. Sie hat einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften.

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